Im Kalten Krieg lieferte die DDR große Mengen Uran für das Atomprogramm der Sowjetunion. Eine Ausstellung an authentischem Ort gibt Einblicke in dieses Kapitel deutscher Bergbaugeschichte.
Mit der Sanierung der Uranbergbau-Altlasten in Sachsen und Thüringen sind viele Bauten wie Fördertürme und Schachtanlagen aus dem Landschaftsbild verschwunden. Anders in Hartenstein südöstlich von Zwickau: Hier ragt das Fördergerüst aus Stahl heute noch 50 Meter in die Höhe samt historischem Schachtgebäude und Maschinenhaus. Mit einer Ausstellung öffnen sich ab dem 1. Mai die Türen zu einem Teil der Anlage und der Technik von einst. Informiert wird über Arbeitsalltag, dem weltpolitischen Kontext des Uranbergbaus in der DDR, seine Folgen für Mensch und Umwelt sowie der Sanierung der Altlasten seit der Wiedervereinigung.
Einst tiefstes Bergwerk Europas
Schacht 371 wurde am 1. Mai 1959 als „Jugendschacht 1. Mai“ in Produktion genommen. Mit einer Tiefe von bis zu 2.000 Metern galt er den Angaben nach einst als tiefstes Bergwerk Europas. Mehr als 3.000 Menschen arbeiteten hier zeitweise, förderten bis zur Einstellung 1991 mehr als 80.000 Tonnen Uran. Heute zählt die Anlage als Zeugnis des Uranerzbergbaus zum Unesco-Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří.
Gezeigt werden in der neuen Schau neben der historischen Technik mit Generatoren und Fördermaschine Exponate wie Bohrkerne, Ausrüstung und Arbeitsmittel der Bergleute, aber auch ein Buckelbergwerk, das für den Umzug zur 750-Jahr-Feier von Berlin 1987 geschaffen wurde. Zudem geben historische Fotos und Filmaufnahmen sowie Zeitzeugenberichte Einblick in den einstigen Arbeitsalltag. Dabei geht es auch um schwere gesundheitliche Folgen für die Bergleute und die enormen Umweltschäden, die der Uranbergbau in der Region hinterließ und die bis Ende 2024 zu Kosten von rund 7,3 Milliarden Euro führten.
Die Ausstellung richte sich auch an Menschen, die bisher wenig über dieses Kapitel deutscher Geschichte wissen – vor allem jüngere Generationen, erklärt Julia Dünkel, Geschäftsführerin der Wismut Stiftung. Zugleich solle sie einen Vorgeschmack auf die künftige Präsentation des Wismut-Erbes geben.
Vorgeschmack auf künftige Präsentationen des Wismut-Erbes
Denn während das Gros der Altlasten inzwischen saniert ist, rücken zunehmend andere materielle und immaterielle Hinterlassenschaften dieser Zeit in den Fokus. Dazu gehören umfangreiche Akten, geologische Archivalien samt Mineraliensammlung, das Traditionswesen der Bergleute, in dieser Zeit entstandene Kunstwerke sowie Erinnerungen von Zeitzeugen. Dieses Erbe aufzuarbeiten und zu pflegen ist Aufgabe der Stiftung. Es soll künftig in Hartenstein und im thüringischen Ronneburg präsentiert werden.
Eröffnet wird die Ausstellung „No Secret“ am 1. Mai zum Jahrestag des Schachts 371. Für Besucher hat sie bis einschließlich Oktober jeweils am ersten Wochenende im Monat geöffnet sowie am Tag des offenen Denkmals (14. September). Parallel dazu werden derzeit in der historischen Baumwollspinnerei in Zwickau unter dem Titel „Sonnensucher“ mehr als 200 Kunstwerke der Wismut-Sammlung gezeigt – der umfangreichsten Kunstsammlung eines DDR-Unternehmens.
Wismut Stiftung Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří