Im Vatikan schließen sich die Kardinäle ein, bis sie einen neuen Papst gewählt haben und in Kaschmir bricht die Hölle los. Was sonst noch wichtig wird.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
als ich gestern Abend die Nachrichten über Friedrich Merz‘ Wahlniederlage las, war ich mir sicher: Im Vatikan wird schneller ein neuer Papst ernannt als ein Bundeskanzler in Deutschland.
Zugegeben, mit meiner Meinung war ich etwas voreilig. Merz ist jetzt doch Bundeskanzler und damit endet ein Wahlkrimi, wie ihn Deutschland bisher nicht erlebt hat. Werfen wir also einen Blick nach Rom, wo sich die Kardinäle heute in der Sixtinischen Kapelle einschließen, um ihren neuen Anführer zu küren.
Die Qual der Wahl
Wie lange wird es dauern, bis die Katholische Kirche ein neues Oberhaupt hat? Manche Kardinäle rechnen mit drei bis vier Tagen. Vatikan-Experte Marco Politi ist weniger optimistisch: „Die Kirche ist so zerrissen wie nie zuvor. Es herrscht Verwirrung und Frust bei den enttäuschten Reformanhängern sowie bei den unzufriedenen Konservativen. Es wird eines der qualvollsten Konklaven werden, die die Kirche je erlebt hat“, prognostiziert er im Interview mit Rom-Korrespondentin Luisa Brandl.
133 Kardinäle aus aller Welt werden über den 267. Papst abstimmen. Beginnen wird das Spektakel am Vormittag mit einer Messe im Petersdom. Um 16.30 Uhr startet das Konklave in der Sixtinischen Kapelle. Einen ersten Wahlgang soll es noch heute geben.
Handys, Laptops, Smartphones und Computer müssen die Kardinäle übrigens für die Zeit der Abstimmung abgeben. Zusätzlich wurde ein Störsender auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle installiert. Der Kontakt zur Außenwelt ist strengstens untersagt und das nicht nur für ein paar Stunden, sondern möglicherweise sogar für Tage bis Wochen. Keine schöne Vorstellung.
Da ist man doch froh, wenn man nicht über den neuen Pontifex abstimmen muss. Falls Sie aber wissen wollen, wen Sie wählen würden, empfehle ich Ihnen den Kardinal-O-Mat – funktioniert wie der Wahl-O-Mat, aber in geistlich.
Vier Lehren für Friedrich Merz
So viele Höhen und Tiefen wie Friedrich Merz an einem einzigen Tag erlebt hat, macht in dem Alter sicherlich nicht jeder mit. Aber wer Kanzler werden will, muss so etwas wegstecken können. Seine Gesichtszüge hatte der selbstbewusste CDUler im entscheidenden Moment allerdings nicht ganz unter Kontrolle. Die Momentaufnahme dürfte wohl reichlich Stoff für Memes in den sozialen Netzwerken liefern.
Viel wichtiger ist aber, dass Friedrich Merz jetzt liefert, vor allem um den bitteren Nachgeschmack seiner Wahl wieder wett zu machen. Für den frischgebackenen Kanzler ist es kein leichter Start: Offensichtlich hat er im Bundestag, in der eigenen Partei und beim Koalitionspartner SPD nicht die Unterstützung, die er gerne hätte – und bräuchte. „Jede weitere Abstimmung wird so zu einem Test für die Autorität von Friedrich Merz“, schlussfolgert Hauptstadtkollege Veit Medick. Worauf sich der Kanzler noch einstellen muss und welche Lehren er aus seiner Wahl ziehen kann, hören Sie im „5-Minuten-Talk“ der Berliner Kollegen:
In Kaschmir bricht die Hölle los
Indien und Pakistan waren noch nie beste Freunde, auch wenn seit Jahrzehnten die Hoffnung besteht, dass die beiden Atommächte ihr Kriegsbeil um die Region Kaschmir irgendwann begraben werden. Die Hintergründe hat mein Kollege Yannik Schüller für Sie aufgeschrieben:
Gerade sieht es aber nicht danach aus, als würden sich die Länder bald vertragen, im Gegenteil: Die Beziehungen haben einen neuen Tiefpunkt erreicht. Auslöser war ein Anschlag auf Touristen in der Region Ende April. Mehr als 20 Menschen wurden dabei getötet, viele Opfer kamen aus Indien. Seitdem brodelt es in der Region. Indien und Pakistan überziehen sich mit Strafmaßnahmen.
Heute Nacht ist der Streit zwischen den beiden Ländern weiter eskaliert, als Indien mehrere Ziele in Pakistan und im pakistanisch kontrollierten Teil Kaschmirs angriff. Mehrere Menschen sollen dabei getötet worden sein. Die ganze Geschichte lesen Sie hier:
Was heute noch passiert
Der frisch gebackene Bundeskanzler Friedrich Merz bricht zu seiner ersten Auslandsreise im Amt auf. Es geht nach Paris und Warschau.Und im Buckingham Palace wird es blumig, denn die Royals veranstalten heute ihre jährliche Gartenparty. Im vergangenen Jahr hatten die Gäste mit dem Wetter ziemlich Pech. Fingers crossed, dass es sich dieses Mal die Sonne blicken lässt.
Wenn Sie die gestrige Ausgabe des morgen|stern gelesen haben, dann erinnern Sie sich vielleicht noch an die kuriose Wurst-Meldung. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig sollte darüber entscheiden, ob die Hülle einer Leberwurst im Gewicht der Ware einberechnet werden soll oder nicht. Das Urteil lautet: Die nicht essbaren Hüllen und Clips zum Verschließen dürfen nicht in die Füllmenge der Wurst eingerechnet werden. Dann wäre das auch geklärt.
Einen angenehmen Mittwoch wünscht Ihnen
Christine Leitner
(Nachrichtenredakteurin)