Wochenlang geht auf Abschnitten zweier wichtiger S-Bahn-Linien zwischen Frankfurt, Mainz und Wiesbaden nichts. Die Ankündigung kommt kurzfristig und vor zwei Großveranstaltungen. Das sorgt für Wut.
Die sehr kurzfristig angekündigten massiven Einschränkungen im Bahnverkehr zwischen Mainz, Frankfurt und Wiesbaden sorgen für großes Unverständnis. Die Ankündigung kam ausgerechnet kurz vor zwei Großveranstaltungen
Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Mobilitätsministeriums erhielt der Zweckverband ÖPNV Süd erst am Mittwoch die Information, dass von Samstagmorgen an der Verkehr massiv ausgedünnt wird. „Diese Art der Kommunikation und die erheblichen Auswirkungen auf die Fahrgäste nicht nur in der Landeshauptstadt Mainz sind unerträglich“, sagte Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne). Wegen der Kurzfristigkeit habe der zuständige Aufgabenträger, der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, keinerlei Handlungsoptionen mehr, auf die Deutsche Bahn einzuwirken.
Bitte der Deutschen Bahn an Fußballfans
Am Sonntag finden in Mainz der Gutenberg Halbmarathon und das Fußball-Bundesliga-Derby zwischen dem FSV Mainz 05 und Eintracht Frankfurt statt. Wegen des Halbmarathons wird auch die zentrale Rheinbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden zeitweise für den Autoverkehr gesperrt sein.
Die Deutsche Bahn bittet alle Fußballfans, genügend Zeit einzuplanen und sich über Alternativen zu informieren, wie sie mitteilte. Von Frankfurt aus werde es zur An- und Abreise jeweils einen Sonderzug geben.
Ministerin spricht von „neuerlichem Tiefpunkt“ der Bahn
Auslöser der ganzen Debatte sind geplante Erneuerungen von Weichen am Bahnhof Rüsselsheim. Deswegen fahren von Samstagmorgen (3. Mai) 5 Uhr an bis zum Morgen des 23. Mai – also fast drei Wochen lang – die wichtigen S-Bahn-Linien 8 und 9, die auch über den Frankfurter Flughafen verkehren, von Wiesbaden nach Kelsterbach nicht mehr. Betroffen sein werden laut Bahn auch mehrere Regionalbahnlinien von Frankfurt nach Koblenz, Karlsruhe und Mannheim, die vereinzelt zwischen Frankfurt und Mainz ausfallen.
Auch beim Fernverkehr gebe es Einschränkungen, hieß es. So hält die ICE-Linie Wiesbaden – Dresden nicht in Wiesbaden, Mainz und Flughafen Fernbahnhof. Zwischen Mainz und Frankfurt verkehren laut Bahn aufgrund der Bauarbeiten auf dem Abschnitt Bonn – Koblenz – Mainz bis 19. Mai keine direkten Fernverkehrszüge. Ab dem 20. Mai gebe es ein eingeschränktes Angebot.
Ministerin Eder sagte, neben seit Wochen bestehenden Problemen bei der Deutschen Bahn im Baustellen-Management auf der linken Rheinstrecke und erneuten Beeinträchtigungen wegen eines unterbesetzten Stellwerks in Ludwigshafen bis zum Oktober 2025 seien die nun verkündeten Einschränkungen „ein neuerlicher Tiefpunkt im Auftritt des DB-Konzerns“. Sie werde sich mit einem Schreiben an die Konzernspitze wenden und Aufklärung fordern.
Massive Kritik von Fahrgastvertretern
Auch die Stadt Mainz erfuhr nach eigenen Angaben erst am Mittwoch von den Einschränkungen bei der Bahn. Auch in der Landeshauptstadt sei man ob der Kurzfristigkeit wenig begeistert, sagte ein Sprecher.
Massive Kritik kam darüber hinaus von der sogenannten Regionalgruppe Rheinhessen, einem Zusammenschluss des Fahrgastverbands Pro Bahn, des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sowie des ÖPNV-Vereins Rheinhessen. Rund um den Ausfall des Angebots habe es mangelhafte Kommunikation und fehlende Koordination gegeben, der Zugverkehr zwischen Mainz, Wiesbaden und Frankfurt werde massiv eingeschränkt und das ohne erkennbare Abstimmung mit Kommunen – noch dazu direkt vor mehreren Großereignissen.
Wegen anderer Bauarbeiten und damit verbundener weiterer Sperrungen westlich von Mainz sei die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt in gleich mehreren Richtungen vom Schienenverkehr abgehängt, erklärte der Zusammenschluss.