Seit zehn Jahren spielen sie hüllenlos, aber nicht ohne Botschaft: Die „Nacktionalmannschaft“ feiert Jubiläum – und freut sich über ein ausverkauftes Spiel in Herne.
Fußball auf das Wesentliche reduziert: Unbekleidet haben Fußballspieler und -spielerinnen am Feiertag in Herne für mehr Natürlichkeit in der Fußballwelt gekickt. Mit der Partie gegen die „Ruhrpottoriginale“ feierte die „deutsche Nacktionalmannschaft“ ihr zehnjähriges Bestehen. Die 23 Nackten im Kader – darunter zwei Frauen – trugen bis auf Fußballschuhe und Stutzen nur ihre Rückennummern – mit Farbe auf der nackten Haut.
Freie Körper, volle Ränge
Laut Veranstalter waren alle 1.500 verfügbaren Tickets für die Begegnung im Stadion am Schloss Strünkede bereits vorab ausverkauft. Zu sehen bekamen die Zuschauer ein Fußballspiel engagierter Laien, das Initiator Gerrit Starczewski auch als Kunstperformance verstanden wissen will. „Für die Spieler ist das auch eine Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen. Da kommt so ein besonderes Gefühl der Leichtigkeit auf“, schildert er.
Schon vor Erfindung der „Nacktionalmannschaft“ hat Starczewski als Fotograf auf Musikfestivals mit Gruppenfotos voll nackter Menschen Zeichen gegen falsche Schönheitsideale und Konsum gesetzt. „Ich wollte diese Erfahrung mit meiner Fußballleidenschaft verbinden und bin auf die Idee der Nacktionalmannschaft gekommen“, erinnert sich der VfL-Bochum-Fan.
Mangelware: Nackte Gegner
Dabei sei es auch darum gegangen, der Fifa die buchstäbliche „Arschkarte“ zu zeigen. „Fußball muss natürlich bleiben, wie kann man das besser unterstreichen, als wenn man sich nackt auf den Platz stellt“, erklärte er. 2015 gab es das erste Spiel, seither hätten seine Mitstreiter nicht jedes Jahr, aber regelmäßig immer wieder für ein Fußballspiel die Hüllen fallen lassen.
Stolz ist Starczewski auch auf das erste Länderspiel seiner nackten Truppe: 2020 traf die deutsche auf die niederländische „Nacktionalmannschaft“. Es blieb bislang die einzige internationale Begegnung dieser Art: „Das zeigt auch, wie schwierig es ist, andere Gegner für das Format zu finden.“ Nackt und damit ungeschützt aufzulaufen, brauche eine Portion Mut.
Das erklärt wohl auch, warum in Herne nur ein Team unbekleidet auf dem Platz stand: Die „Pottoriginale“, die sich zusammen aus lauter Ruhrgebietscharakteren zusammensetzen, liefen allesamt in Trikots und Hosen auf.